Immer öfter wird der Einsatz von Papier als Ersatz für Kunststoffverpackungen gefordert – doch ist Papier wirklich die nachhaltigere Alternative? Was ist heute machbar und was ist sinnvoll? Im Folgenden gebe ich einen Überblick über den aktuellen Stand zum Palettenwickeln mit Folie oder Papier und spreche an, worauf es tatsächlich ankommt.
PCR-Stretchfolie: Funktioniert das?
Stretchfolien, die teilweise aus Post Consumer Rezyklat (PCR) produziert werden, sind heute problemlos einsetzbar und für viele Unternehmen eine interessante und gar nicht mal viel teurere Option. Marktgängig sind PCR-Anteile von 30% bis hin zu 60 bzw. 65%. In Großbritannien und Spanien fällt ab einem PCR-Anteil von 30% keine Plastiksteuer an, was es für Versender attraktiv macht. Besonders interessant ist die Tatsache, dass diese PCR-Folien problemlos auf den bereits vorhandenen Stretchmaschinen eingesetzt werden können. Eine Umstellung ist also sehr einfach und kostengünstig möglich. Funfact: PCR-Folien sind bisher hauptsächlich ein europäisches Thema. In den USA spielen sie bislang kaum eine Rolle, während sie in Asien aufgrund des Drucks aus Europa an Bedeutung gewinnen.
Biostretchfolie: Noch nicht ausgereift
Ein weiterer Aspekt in der Diskussion ist der Einsatz von Biostretchfolie, also Folie, die sich nach einer gewissen Zeit automatisch auflöst. Dieser grundsätzlich gute Ansatz hat allerdings einen Haken: Bioabbaubare Stretchfolie ist nur begrenzt lagerfähig und erweist sich im Handling als kompliziert. Aktuell ist die Zukunftsfähigkeit dieser Foliensorten daher in Frage zu stellen.
Palettenwickeln mit Papier: Ein Trugschluss?
Auf den ersten Blick mag Papier als Alternative zu Polyethylen attraktiv wirken, aber ist es wirklich nachhaltiger? In Vergleichsstudien, wie sie beispielsweise von mondi präsentiert werden, fällt auf, dass oft eine unrealistische Grundlage gewählt wird: Eine knapp bemessene Wicklung von 600 Gramm Papier wird einer überaus großzügigen Wicklung von 400 Gramm Folie gegenübergestellt. Nur so kann Papier einigermaßen gut aussehen.
Materialkosten: Papier nur, wenn plastikfrei das Ziel ist
Für einige große Unternehmen, die aufgrund eigener Selbstverpflichtungen plastikfrei agieren möchten, ist Papier eine unverzichtbare Wahl – genauso wie für Firmen, die Plastikfreiheit um jeden Preis verfolgen. Allerdings ist der Preis hoch: Die Kosten für die Palettensicherung mit Papier sind in der Regel doppelt so hoch wie bei PE-Film. Daher bleiben kostengetriebene Versender weiterhin beim bewährten PE-Film, idealerweise mit PCR-Anteil.
Leider spricht auch der Materialverbrauch nicht unbedingt für Papier. Im Vergleich zu 180 Gramm PCR-Folie pro Palette benötigt man etwa 670 Gramm Papier – das bedeutet bei aktuellen Marktpreisen eine Verdoppelung der Verbrauchsmaterialkosten. Nachhaltigkeit heißt also nicht automatisch, auf Papier zu setzen.
Investitionskosten: Papier- vs. Folienmaschinen
Auch die Investitionen in Maschinen spielen eine Rolle: Eine leistungsfähige Papiermaschine kostet etwa 35.000 EUR, während eine vergleichbare Maschine für PE-Film bereits für 12.000 EUR erhältlich ist. Hier zeigt sich deutlich, dass der Umstieg auf Papier nicht nur durch die Materialkosten, sondern auch durch die Maschineninvestition teurer ist. Zudem stellt sich die Frage, wie nachhaltig es ist, eine gut funktionierende Folienwickelmaschine vorzeitig auszumustern.
Fazit: Papier ist nicht immer die bessere Wahl
Das Fazit lautet klar: Papier reduziert Plastik, ist aber nicht zwangsläufig nachhaltiger als PE-Film. Es gilt: Papier, wenn möglich. PE-Folie, wenn erforderlich. Ein nachhaltigerer Verpackungsprozess hängt vor allem davon ab, dass Maschinen und Materialien optimal aufeinander abgestimmt sind. Eine gute Beratung und die korrekte Einstellung der Maschinenparameter können den Materialverbrauch signifikant senken.
Wer nur auf den Kilogrammpreis der Folie schaut, übersieht leicht, dass eine billigere, aber schlechtere Folie am Ende deutlich mehr Material pro Palette verbraucht. Viel entscheidender als der kg-Preis der Folie ist die Menge der eingesetzten Folie pro Verpackungsvorgang. Clevere Einkäufer wissen das natürlich.
Der richtige Palettenwickler macht den Unterschied
Die Wahl des richtigen Palettenwicklers ist entscheidend. Ein leistungsfähiges Modell kann den Folienverbrauch und damit die Verpackungskosten pro Palette leicht um mehr als 30% reduzieren. Oftmals amortisiert sich eine etwas teurere Maschine bereits innerhalb von ein bis zwei Jahren – das ist nicht nur gut für den Geldbeutel, sondern auch für die Umwelt.
Als hilfreich bei der Entscheidungsfindung erweisen sich Tools zur Verbrauchsoptimierung. Wer kein solches Tool zur Hand hat, dem helfen wir gerne und übrigens kostenlos mit unserem Optimierungstool, das die bisherige und die optimierte Situation übersichtlich gegenüberstellt.
Papier auf herkömmlichen Palettenwicklern: Nicht zu empfehlen
Ein letzter Punkt, der sich an alle Experimentierfreudigen richtet: Zwar kann Papier tatsächlich auf herkömmlichen Palettenwicklern eingesetzt werden, doch dies ist in der Praxis nicht empfehlenswert. Die Anfangsbefestigung an der Palette ist schwierig, und der fehlende Hotmelt-Kleber verhindert die effektive Sicherung der Ladung. Sobald sich etwas an der Papierbahn löst, fällt die gesamte Sicherung in sich zusammen. Die Stretchfolie mit PCR-Anteil ist die bessere Lösung. Aktuell ist sie unter Berücksichtigung aller Aspekte sogar der beste Weg!
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