In der Logistik gehören sie zum Alltagsbild: Paletten. Diese Ladungsträger erleichtern die Verladung, den Transport und die Einlagerung von Waren. Das A und O dabei ist die Sicherung der Ladung. Das bedeutet nicht nur, dass die Paletten ordnungsgemäß im Transportfahrzeug gesichert sind, sondern auch, dass die Waren bereits sicher palettiert werden. In diesem Beitrag erfahren Sie alles zum Thema Ladungssicherung im Allgemeinen und auf Paletten im Besonderen. Wir konzentrieren uns dabei auf den Transport auf der Straße.
Ladungssicherung – was bedeutet das eigentlich?
Zunächst klären wir den allgemeinen Begriff Ladungssicherung. Jede Ladung wird beim Transport verschiedenen Bewegungskräften ausgesetzt, ob auf der Straße, auf Schienen, in der Luft oder auf dem Wasser. Ungesicherte Ladung kann zu Unfällen führen, die eine Gefahr für die Verkehrsteilnehmer darstellen. Darüber hinaus kann schlecht oder falsch gesicherte bzw. ungesicherte Ladung finanzielle Folgen in Form von Bußgeldern sowie Rechtsfolgen haben.
„Ladungssicherung“ steht für alle Maßnahmen, die ergriffen werden, damit eine Ladung während ihres Transports nicht zu einem Risiko wird, indem sie verrutscht, umkippt oder herunterfällt. Bei sog. Gefahrgut gehört es auch zur Ladungssicherung, die Verpackung gegen mögliche Schäden, bei denen das Gut heraustreten könnte, abzusichern.
Optimale Sicherung der Ladung auf Paletten in 5 Schritten
1. Wenn Sie kleinere und/oder leichtere Artikel auf Paletten versenden, sollten diese zuerst verpackt werden. Typischerweise wird die Ware in Kartons verpackt, die dann auf der Palette gestapelt werden. Um die Artikel schon innerhalb der Kartons zu schützen, empfiehlt sich Polster- und Füllmaterial, das Beschädigungen während des Transports vorbeugen soll.
2. Nun gilt es, auf der Palette eine sogenannte Ladeeinheit zu bilden: Ihre Ware wird auf der Palette so gelegt bzw. gestapelt, dass sie während der Fahrt nicht verrutschen kann: als Verbund, als Säule oder in Zwischenlagen. Nutzen Sie Antirutschpapier, um die einzelnen Lagen nochmals abzusichern und beladen Sie die Palette lückenlos. Bedenken Sie auch, dass leichtere Güter schneller verrutschen als schwere, die allein durch ihr Gewicht an Ort und Stelle bleiben. Verteilen Sie das Gewicht gleichmäßig auf der Palette. Wenn Sie nur wenige Kartons/Waren zu palettieren haben, sollten Sie diese von der Mitte der Palette aus platzieren.
3. Damit die Umverpackung und damit unter Umständen auch Ihre Ware während des Transports keine Kratzer oder Dellen bekommt, empfiehlt sich der Einsatz von Kantenschutz. Es gibt eine große Auswahl an Profilen und Winkeln, die Sie hier nutzen können. Der Kantenschutz hat noch einen weiteren Vorteil: Das Umreifungsband beschädigt die Verpackung der Ware (und diese selbst) nicht und die Ladung kann noch straffer umreift werden, da sich die Krafteinwirkung der Bänder besser verteilt.
4. Mit einem Umreifungsband sorgen Sie dafür, dass die gesamte Ladeeinheit auf der Palette stabil fixiert ist – die Ware kann nicht umkippen oder von der Palette rutschen. Außerdem bieten die Bänder auch einen gewissen Diebstahlschutz, da die auf der Palette befindlichen Kartons nicht mehr so einfach geöffnet werden können. Achten Sie darauf, dass das Umreifungsband die gesamte Ladung fixiert: Pro Stapel Kartons wird mindestens ein Band benötigt.
5. Zusätzliche Stabilität beim Transport bietet spezielle Folie, die um die Palette gewickelt oder darübergestülpt wird. Die Folie wird eng um die Güter und die Palette gestretcht oder geschrumpft und schützt die Waren auch vor Schmutz oder Feuchtigkeit. Wenn Sie Wickelfolie einsetzen, aber zusätzlichen Schutz von oben benötigen, legen Sie Abdeckfolie auf die Waren, so dass sie an den Seiten herunterhängt, und wickeln die Palette dann ein – die obere Folie bildet dann mit der seitlichen eine Einheit.
Optimale Ladungssicherung im Transportfahrzeug
Ist Ihre Ware ordnungsgemäß palettiert, muss sie nun im LKW oder Transporter sicher verstaut werden. Beim Transport wirken sich verschiedene physikalische Kräfte auf die Ladung aus. Vor allem die Massenkraft und die Massenträgheit haben einen großen Einfluss auf die Ladung beim Transport. In einfachen Worten ausgedrückt: Die Ladung ist bei der Bewegung immer etwas hinterher – sie will entweder länger im Bewegungs- oder im Ruhezustand bleiben als das Fahrzeug. Dann kommen noch die weiteren Kräfte ins Spiel:
- Beschleunigungskraft beim Anfahren: Der LKW fährt an, die Ladung will aber erst einmal stehen bleiben – die Massenkraft lässt sie nach hinten rutschen.
- Bremskraft beim Bremsen: Hier verhält es sich genau umgekehrt. Der LKW bremst, die Ladung will sich weiterbewegen und rutscht nach vorne.
- Fliehkraft in Kurven: Das Transportfahrzeug bewegt sich nach links oder rechts, die Fracht will sich aber weiterhin geradeaus bewegen und rutscht in genau diese Richtung, nicht in die des LKW.
Eine sachgemäße Ladungssicherung wirkt diesen Kräften entgegen. Dabei gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, die Fracht zu sichern: formschlüssig oder kraftschlüssig sowie eine Kombination aus den beiden.
Formschlüssige Ladungssicherung
Bei der formschlüssigen Ladungssicherung kommt es, wie der Name schon sagt, auf die Form der Fracht an. Die Ladung wird so im Transportfahrzeug verladen, dass sie nicht verrutschen kann. Das ist einerseits dann möglich, wenn die Ladeeinheiten lückenlos verladen werden, also von Bordwand zu Bordwand und zueinander. Wenn das nicht möglich ist, wird die Ladung mit verschiedenen Hilfsmitteln fixiert, z.B. mit Zurrgurten, Sicherungsnetzen oder Sperrbalken. Falls Lücken unvermeidbar sind, muss Füllmaterial verwendet werden, damit die Ladung auf allen Seiten an die Wände des Transportfahrzeugs anliegt. Die Verladung von Gütern auf Paletten hat dabei den großen Vorteil, dass Paletten genauso wie Ladeflächen in LKW genormt sind und deshalb problemlos formschlüssig verladen werden können.
Hilfsmittel zur formschlüssigen Ladungssicherung sind unter anderem:
- Gurte, Ketten oder Drahtseile zum Verzurren
- Sicherungsnetze
- Antirutschhölzer und Antirutschmatten
- Keile
- Ankerschienen
- Sperrbalken
- Staupolster oder Stauholz
Formschlüssige Ladungssicherung erreicht man durch Direktzurren. Hier gibt es eine direkte Verbindung des Zurrmittels zwischen dem Ladegut und dem Fahrzeugaufbau. Als Möglichkeiten gibt es: Diagnonalzurren, Schrägzurren, Kopflashing oder Buchtlashing.
Kraftschlüssige Ladungssicherung
Bei dieser Art der Ladungssicherung kommen physikalische Kräfte ins Spiel: Die Fracht wird verzurrt und damit auf die Ladefläche des Transportfahrzeugs gepresst, diese Art des Verzurrens wird Niederzurren genannt. Bei der kraftschlüssigen Ladungssicherung steht die Ladung meist frei auf der Ladefläche des Transporters und wird nur durch die Kraft der Zurrgurte festgehalten. Der zusätzliche Einsatz von rutschhemmenden Matten unter der Ladung kann die ladungssichernde Wirkung noch erhöhen. Bei der kraftschlüssigen Ladungssicherung werden die Zurrgurte über die Fracht gelegt und an der Ladefläche gesichert. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Zurrpunkte (Ösen) der Belastung standhalten und dass die Reibung zwischen der Fracht und dem Fahrzeugbogen so hoch wie möglich ist. Es sind mindestens zwei Zurrgurte zu verwenden, ob die Ladung den Einsatz von mehr Gurten erforderlich macht, kann man errechnen.
Die kraftschlüssige Ladungssicherung eignet sich naturgemäß ausschließlich für Frachten, die dem Druck der Gurte von oben standhalten und während des Transports nicht aufgrund der Zurrkraft beschädigt werden.
Kombinierte Ladungssicherung
In manchen Fällen kann es notwendig sein, beide Ladungssicherungsarten zu kombinieren. Dann wird die Fracht zuerst formschlüssig, also lückenlos – ggf. unter Einsatz von Füllmaterialien – verladen und anschließend mit Zurrgurten oder Netzen kraftschlüssig gesichert.
Wann ist eine Palette nicht mehr gebrauchsfähig?
Paletten sind grundsätzlich wiederverwendbar, was sie auch zu einem nachhaltigen Produkt in der Logistikbranche macht. Bevor Sie aber Ware palettieren, lohnt sich ein Blick auf die Palette. Denn beschädigte Paletten stellen ein Risiko dar – die Ladungssicherung ist nicht mehr gegeben. Woran erkennen Sie aber, dass eine Palette nicht mehr einsetzbar ist?
- Ein Brett fehlt, ist schräg oder quer gebrochen.
- Ein Querbrett oder mehr als zwei Deck- bzw. Bodenrandbretter sind so abgesplittert, dass man pro Brett mindestens zwei Schrauben- oder Nagelköpfe sieht.
- Ein Klotz fehlt oder ist so zerbrochen bzw. abgesplittert, dass man mindestens zwei Schrauben- oder Nagelköpfe sieht.
- Bei Euro-Paletten fehlen die Kennzeichen oder sind unleserlich.
- Die Palette wurde offensichtlich mit unzulässigen Teilen repariert: Die Bretter sind zu dünn oder zu schmal, die Klötze bzw. Bretter zu kurz.
- Die Palette ist insgesamt in einem schlechten Zustand, Bretter sind sichtbar morsch, faul oder an mehreren Stellen abgesplittert.
Gesetze, Normen und Regelungen rund um die Ladungssicherung
Für den Transport auf den Straßen gelten verschiedene Paragrafen. Wir stellen Ihnen diejenigen aus den Gesetzbüchern vor. Weitere gesetzliche Vorschriften, Normen und Regelungen hierzu finden sich zum Beispiel in den VDI-Richtlinien, den DIN EN Normen oder dem Gefahrgutrecht.
§ 22 und § 23 der Straßenverkehrsordnung (StVO)
Diese Paragrafen besagen, was in der Verantwortung des Verladers bzw. des Verantwortlichen beim Verladen und des Fahrzeugführers liegt.
Im § 22 Absatz 1 steht, dass die Ladung und alle Geräte zur Sicherung der Ladung sowie Ladeeinrichtungen so zu verstauen und zu sichern sind, „dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können“. Für die Sicherung sind „anerkannte Regeln der Technik“ zu beachten.
§ 23 legt fest, dass es in der Verantwortung des Fahrzeugführers liegt, dass er das Fahrzeug sicher lenken kann. Er muss sichergehen, dass seine Sicht nicht beeinträchtigt ist, weder durch Ladung, Geräte oder den Zustand des zu führenden Fahrzeugs. Außerdem muss er vor Fahrtantritt überprüfen, ob sein Fahrzeug (oder auch das Gespann) und die Ladung allen Vorschriften entsprechen und damit das Fahrzeug mit seiner Ladung verkehrssicher ist. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass ein Fahrer vor Fahrtantritt Fahrzeug und Ladung kontrollieren muss. Wenn er Bedenken hat, muss der Verlader nachbessern – oder der Fahrer muss die Fahrt ablehnen.
§ 31 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO)
Auch der Fahrzeughalter trägt für die Ladungssicherung Verantwortung. So darf dieser nicht zulassen oder gar anordnen, dass ein Fahrzeug am Straßenverkehr teilnimmt, wenn er weiß (oder wissen sollte), dass die Ladung nicht vorschriftsmäßig gesichert ist oder aber die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs beeinträchtigt.
§ 412 Handelsgesetzbuch (HGB)
Auch im Handelsgesetzbuch findet sich ein Paragraf zum Thema Ladungssicherheit: Der Absender hat die Pflicht, den gesamten Transportprozess von Gütern abzusichern. Dazu gehören die Verladung, das Verstauen und Fixieren sowie die Entladung der Güter auf und vom Fahrzeug. Die Ladung muss den Belastungen im Straßenverkehr standhalten, und einzelne Pakete sollen so verpackt sein, dass sie auf einer Palette ordnungsgemäß gesichert werden können. Diese sogenannte Beförderungssicherheit muss auch dann gegeben sein, wenn nur teilbeladen oder auf der Strecke teilentladen wird.
Laut dieses Paragrafen trägt darüber hinaus auch der Frachtführer die Verantwortung für eine beförderungssichere Verladung. Er hat darauf zu achten, dass das Gesamtgewicht und die Achslasten nicht überschritten werden, und muss die form- bzw. kraftschlüssige Ladungssicherung überprüfen.
Bußgelder und Strafen bei nicht gesicherter Ladung
Dem Fahrer, Verlader, Fahrzeughalter und Frachtführer drohen auf Grundlage der Paragrafen Geldbußen, Punkte in Flensburg oder sogar Freiheitsstrafen. Ein Überblick:
Mangelhafte Ladungssicherung |
Fahrer |
Verlader |
Fahrzeughalter |
... ohne wesentliche Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit |
60,- Euro
1 Punkt |
60,- Euro
1 Punkt |
|
... mit wesentlicher Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit |
60,- Euro
1 Punkt |
60,- Euro
1 Punkt |
270,- Euro
1 Punkt |
... mit Gefährdung |
75,- Euro
1 Punkt |
75,- Euro
1 Punkt |
325,- Euro
1 Punkt |
... mit Sachbeschädigung |
100,- Euro
1 Punkt |
100,- Euro
1 Punkt |
390,- Euro
1 Punkt |
Freiheitsstrafen in Folge von Unfällen aufgrund falscher Ladungssicherung:
- bei Sachbeschädigung bis zu 2 Jahre
- bei Fahrlässiger Körperverletzung bis zu 3 Jahre
- bei Fahrlässiger Tötung bis zu 5 Jahre
Bei einer Verkehrskontrolle, bei der eine falsche Ladungssicherung festgestellt wurde, kann auch vom Fahrer verlangt werden, die Ladung umzuschlichten, so dass sie verkehrssicher ist. Das bedeutet für den Spediteur/Auftraggeber Zeitverzug und damit auch weitere finanzielle Einbußen.
VDI-Richtlinien 2700 ff./Europäische Normen zur Ladungssicherung
In diesen Richtlinien und Normen wird genauer auf das Thema Ladungssicherung eingegangen. Hier sind auch verschiedene Formeln zu finden, anhand derer man die einwirkenden Kräfte genauso berechnen kann wie die einzusetzenden Hilfsmittel, zum Beispiel die Anzahl der Zurrgurte beim kraftschlüssigen Niederzurren unter Beachtung von Größe und Gewicht der Ladung.
Übrigens: Alle Gesetze und Vorschriften zur Ladungssicherung gelten nicht nur für den gewerblichen, sondern auch den privaten Transport von Gütern jeglicher Größe.
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